Workshop „Professionalisierung von Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur“ beim Klimafokuswochenende des Pfalztheaters Kaiserslautern
Das Pfalztheater Kaiserslautern veranstaltete am 4. und 5. Mai 2024 ein Klimafokuswochenende, das die klimaneutral produzierte Aufführung von „Moby Dick“ umfasste. Diese Produktion, gefördert durch das Programm „Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes“ sowie durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, thematisiert die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und spiegelt die gesellschaftliche Verantwortung wider. Der Lehrstuhl für Sustainability Management war mit der „Offenen Digitalisierungsallianz Pfalz“ zu Gast und brachte das Thema Nachhaltigkeit durch eine Podiumsdiskussion und einen Workshop in den Kulturbereich ein. Prof. Dr. Katharina Spraul diskutierte in der Runde zentrale Herausforderungen der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb. Im anschließenden Workshop erarbeiteten die rund 10 Teilnehmenden in Gruppen Strategien zu Themen wie Digitalisierung, Ressourcenschonung und strukturelle Herausforderungen in Theatern, mit dem Ziel, Nachhaltigkeit langfristig im Kulturbetrieb zu verankern.
Auf dem Podium: „Science meets Art meets Philosophy“
Der Workshop begann nach einer Podiumsdiskussion mit dem Titel “Science meets Arts meets Philosophy”, bei der sich Prof. Dr. Katharina Spraul, Expertin für Nachhaltigkeitsmanagement, und Jan Deubig, Geschäftsführer des ZAK, zu den Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit im Kulturbereich austauschten. Unter der Moderation von Johannes Beckmann, dem künstlerischen Direktor des Pfalztheaters, wurden dabei nicht nur theoretische Ansätze, sondern auch praxisnahe Themen wie die soziale Nachhaltigkeit und die Mobilität im Theaterbetrieb diskutiert. Nach einer Mittagspause startete der eigentliche Workshop im mittleren Foyer des Theaters. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und arbeiteten in Form eines Worldcafés an verschiedenen Fragestellungen rund um Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Theater.
Erarbeitete Themen und Ergebnisse
Digitalisierung und Nachhaltigkeitstransformation
Ein kurzes Video von Cynthia Loos, das auf das Thema Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen einging, diente als Impuls für die folgenden Gruppenphasen.
Ein zentraler Diskussionspunkt war das Potenzial der Digitalisierung zur Unterstützung nachhaltiger Transformationen. Dabei wurden die verschiedenen Einsatzgebiete digitaler Technologien im Kulturbereich beleuchtet. Vor allem von Teilnehmenden Orchestermusiker:innen wurden Beispiele wie die Nutzung digitaler Noten (Tablets) statt gedruckter Papiernoten besprochen, ebenso wie die Vor- und Nachteile des Materialverbrauchs digitaler Ressourcen. Einig war man sich darüber, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sein sollte; es müsse gezielt und sinnvoll eingesetzt werden, um eine tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung zu erzielen. Die Teilnehmer diskutierten auch, wie digitale Innovationen als Treiber für eine nachhaltigere Transformation in der Kulturinstitution dienen könnten.
Ressourcenbewusstsein und Materialeinsatz
Die Workshop-Teilnehmenden sprachen auch über die begrenzten Ressourcen im Kulturbereich und die Notwendigkeit eines bewussteren Materialeinsatzes. Eine Idee war es, die Entscheidungen zur Ressourcenverwendung transparent zu machen und das Publikum stärker in die Verantwortung zu nehmen. Beispielsweise wurde vorgeschlagen, Aufführungen zu gestalten, die auf die Wiederverwendung von Materialien setzen, und das Publikum für die Notwendigkeit von Ressourcenschonung zu sensibilisieren. Besonders im Kulturbereich stellt der Spagat zwischen künstlerischer Freiheit und ökologischen Vorgaben eine Herausforderung dar, die kreative Lösungen verlangt.
Strukturelle Herausforderungen im Theater
Eine weitere Diskussionsrunde befasste sich mit den strukturellen Besonderheiten von Theatern und Kulturinstitutionen. Die hohen Fluktuationen im Personal und wechselnde Führungsstrukturen erschweren langfristige Nachhaltigkeitsstrategien. Dennoch wurde das Potenzial von „Transformationsmanagern“ hervorgehoben, die Nachhaltigkeit als festen Bestandteil des Kulturbetriebs verankern könnten. Besonders im Kontext der Digitalisierung könnten neue Arbeitsmodelle, wie Home-Office und flexible Mobilitätslösungen, eine wichtige Rolle spielen.
Soziale Nachhaltigkeit und Gemeinschaft
Ein bedeutender Aspekt des Workshops war die soziale Nachhaltigkeit, die im Kulturbereich nicht nur auf die Mitarbeiter, sondern auch auf das Publikum ausgeweitet werden kann. Die Teilnehmer*innen sprachen über das Theater als „Gemeinschaftsphänomen“ und die Möglichkeit, kulturelle Veranstaltungen zu nutzen, um soziale Nachhaltigkeit und Bewusstsein für gemeinsame Werte zu fördern. Auch der Bildungsauftrag des Theaters wurde als Mittel zur sozialen Nachhaltigkeit und Inklusion von Zielgruppen diskutiert.
Am Ende des Workshops wurden die Ergebnisse in einem Plenum präsentiert. Die Teilnehmer konnten ihre wichtigsten Erkenntnisse noch einmal kenntlich machen. Durch den regen Austausch entstanden konkrete Ideen, wie Nachhaltigkeitsmanagement in Theatern besser verankert werden könnte, wobei sowohl ökologische als auch soziale Dimensionen berücksichtigt wurden. Der Workshop bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die sich für den Kulturbereich auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft stellen.
Der Workshop verdeutlichte, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können, wenn sie zielgerichtet eingesetzt werden. Im Sinne einer „Twin Transformation“ sollten sowohl technologische als auch nachhaltige Innovationen zusammengeführt werden, um den Kulturbereich langfristig zu stärken.
Mehr Informationen: https://wiwi.rptu.de/fgs/sustain/forschung/laufende-projekte/offene-digitalisierungsallianz-pfalz