Das Mikrobiom, dein unbekannter Freund
Viele haben den Begriff „Mikrobiom“ schon einmal gehört – aber was genau ist das eigentlich?
Einen spannenden Einblick in das Thema „Das Mikrobiom, dein unbekannter Freund“ gab Prof. Karl-Herbert Schäfer, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der Hochschule Kaiserslautern, Anfang April bei der Aktion “Zweibrücken gesund“. Um wissenschaftliche Themen der HS KL stärker in die Stadt einzubringen, berichtete er den interessierten Bürgerinnen und Bürgern über seine Forschung rund um den Darm und seine Bewegungsfähigkeit.
Das Mikrobiom, so erklärt Prof. Dr. med. Schäfer, wird häufig verwechselt mit den Darmbakterien, aber es ist viel mehr: Die Gesamtheit aller Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten. Dabei machen die Bakterien jedoch den größten Teil des Mikrobioms aus. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Varianten. Insgesamt besitzen die Bakterien ein Gewicht von ca. 2 kg und können bis zu tausend verschiedene Stämme aufweisen.
Welche Art von Mikrobiom wir haben, entscheidet über unsere Gesundheit: Denn es kommt darauf an, wie viele gesunde und krankmachende (pathogene) Bakterien vorhanden sind. Doch wie das Mikrobiom zusammengesetzt ist, wird bereits bei der Geburt bestimmt und ändert sich von da an fortwährend. „Bauernhof-Kinder“ erkranken beispielsweise seltener an Allergien, da aufgrund der Umwelteinflüsse die Darmflora vielfältiger ist.
Es gibt tausende Einflüsse auf den Darm – Ernährung, Stress, usw. „Den meisten Menschen sind die Zusammenhänge unklar“, so Prof. Dr. med. Karl-Herbert Schäfer in seinem Vortrag. Zum Beispiel werden Schäden am Mikrobiom durch unvorteilhafte Ernährung verursacht. Studien zeigen hier zum Beispiel, dass es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Mikrobiom gibt. Die Lebensweise ist daher ausschlaggebend.
Ein entscheidender Mitspieler ist dabei auch das Immunsystem, dessen größter Teil – ganze 80 % – sich im Darm befindet. Man geht daher davon aus, dass Krankheiten wie Diabetes, Fettsucht und Alzheimer eventuell auch durch Veränderungen des Mikrobioms beeinflusst werden können – Untersuchungen dazu laufen in diesem Forschungsbereich gerade.
Eine weitere interessante Tatsache, die Prof. Dr. med. Schäfer zu berichten hatte: Es ist bekannt, „der Darm muss etwas mit dem Gehirn zu tun haben.“ Denn wer kennt es nicht – die Aufregung vor der Prüfung, die sich im Bauch bemerkbar macht? Erforscht ist, dass beispielsweise Botenstoffe von Bakterien im Darm produziert werden und diese das Gehirn stimulieren können. „Darm und Gehirn sind in einem engen Austausch und interagieren miteinander“, erklärt Prof. Dr. med. Karl-Herbert Schäfer. Und daher ist erwiesen: „Eine katastrophale Situation im Darm führt zur Veränderung des Gehirns oder der Gehirnfunktion.“
Wer erfahren möchte, welche Rolle Fische bei diesem Thema spielen, wie viele Glückshormone im Darm sitzen und Interesse an weiteren spannenden Fakten hat, der findet seinen Vortrag als Video hier.
Sie interessieren sich für den Innovationsbereich Gesundheit? Ihre Ansprechperson ist: Janina Müller, Janina.Mueller@hs-kl.de